Mit Benjamin Strasser, Beauftragter der Bundesregierung für Bürokratieabbau
„Hätten wir mehr Mitarbeiter, könnten wir mehr und schneller wachsen“, erläuterte die geschäftsführende Gesellschafterin Dr. Katharina Conzelmann. Dr. Hartmann Chemietechnik ist ein Familienunternehmen, mit über 100 Mitarbeitern und Sitz im Vaihinger Stadtteil Kleinglattbach. Seit über 90 Jahren ist das Unternehmen im Bereich der industriellen Wasserbehandlung und -aufbereitung tätig. Jährlich werden über 1.800 Tonnen chemische Produkte hergestellt und um die 18 Milliarden Liter Wasser behandelt.
Zu Gast im Unternehmen war der parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister der Justiz, Benjamin Strasser. Strasser ist zudem Koordinator der Bundesregierung für Bürokratieabbau. Begleitet wurde er von FDP-Kreisgeschäftsführer Wolfgang Vogt, dem stellvertretenden Kreisvorsitzenden Oliver Martin, dem Vorsitzenden des FDP-Ortsverbandes Vaihingen-Sachsenheim und Europakandidat im Landkreis Ludwigsburg Rick Kirstein, dem Vaihinger FDP-Stadtrat Roland Zitzmann und dem Kleinglattbacher Pressesprecher des FDP-Kreisverbandes Ludwigsburg, Jon Buchmüller.
Dem Familienunternehmen fehle vor allem das technische Fachpersonal im Kundenservice und Vertrieb. Das größte Hemmnis für Wachstum sei der Fachkräftemangel, so die Geschäftsführerin Conzelmann. „Manche Aufträge, speziell im Servicebereich, müssen wir ablehnen“, führte sie weiter aus. Alle Anwesenden waren sich einig, dass alldiejenigen, die körperlich und psychisch in der Lage seien zu arbeiten, dies auch tun müssen. Staatssekretär Strasser betonte den Beschluss des Bundestages, wenn Bürgergeldempfänger zumutbare Jobangebote ablehnen, das Bürgergeld gekürzt werde. Für Oliver Martin ist das „Bürgergeld“ keine Wahlleistung für diejenigen, die sich überlegen, ob Arbeit sich für sie „lohne“, sondern eine Hilfe für all jene, die in einer privaten Notlage sind.
Bei einem Rundgang durch die Produktion erläuterte Conzelmann, dass für die Lagerung der Chemikalien diverse Vorschriften eingehalten werden müssen und hohe Brandschutzauflagen gelten.
Aus eigener Erfahrung wünschte sich Conzelmann, dass die Einreise aus Drittländern, für Personen mit unbefristetem Arbeitsvertrag bei einer deutschen Firma, erleichtert werden solle. Zudem sollen Geflüchtete schneller Arbeitsgenehmigungen erhalten. FDP-Stadtrat Roland Zitzmann regte an, sich bei der Suche nach Personal an die Flüchtlingshelfer der Stadt Vaihingen zu wenden, denn diese wissen, welche Geflüchteten bereits arbeiten dürfen.
Statistiken ohne Mehrwert
Strasser und Conzelmann waren sich einig, dass den Unternehmen generell mehr Verantwortung und Vertrauen entgegengebracht werden müsse. Conzelmann kritisierte, dass sie als Unternehmen jährlich über 20 Statistiken für Landes- und Bundesbehörden ausfüllen müssen: „Statistiken, durch welche wir als Unternehmen keinen Mehrwert haben“. Unter die, durch die FDP durchgesetzte, Anhebung der Schwellenwerte bei der Bilanzierungspflicht und Rechnungslegung, falle das Familienunternehmen. Das erspare dem Unternehmen viel Aufwand, so Conzelmann.
Ein aktuelles Thema sei zudem das Warten auf eine Baugenehmigung für einen geplanten Anbau. „Dieses und weitere Bürokratiemonster, wie der Datenschutz, liegen in einem mittelständischen Unternehmen, wie bei uns, auf dem Tisch der Geschäftsführung“, so Conzelmann. Strasser erläutert daraufhin, dass vor allem das Zusammenspiel von den unterschiedlichen Ebenen, von Europa über den Bund und das Land, bis hin zur Kommune, wichtig sei für gelingenden Bürokratieabbau. „In fünf Jahren dürfen Behörden nur noch digital mit Ihnen kommunizieren“, berichtete Strasser über einen Fortschritt.
Der abschließende Wunsch der Familienunternehmerin: „Die Politik sollte weniger regulieren und den Unternehmen mehr Entscheidungsfreiheit überlassen“. Diesem Wunsch schlossen sich auch die anwesenden FDP-Gäste an.