FDP-Kreistagsfraktion informiert sich über Initiativen in Roßwag
Roßwag (p) Erhalt der terrassierten Steillagen- eine uralte landschaftsbildprägende Kultur des Weinbaus- ist eine wichtige Aufgabe, die verschiedene Akteure fordert: Vor allem die Bewirtschafter, ohne die das überhaupt nicht möglich wäre, aber auch Verbraucher und Politik müssen Unterstützung bieten. Auf Initiative von Kreisrätin Sibylle Gutjahr, selbst Wengerterin in Ensingen, besuchte die FDP-Kreistagsfraktion den Steillagen-Projektweinberg in Roßwag, um sich über die Möglichkeiten der Förderung und die Eigeninitiativen der Wengerter zu informieren. Rolf Allmendinger, Ortsvorsteher von Roßwag, selbst Wengerter und ehemaliger Genossenschaftsvorstand führte durch den Weinberg mit leckerem alkoholfreiem Sekt.
Die Fläche des Projektweinbergs gehörte ursprünglich der Gemeinde Illingen. Da sich jahrelang kein Pächter für die mühselige Arbeit fand verwilderte das Grundstück. Es wuchsen sowohl Brombeeren als auch übrig gebliebene Rieslingreben. "Die kostengünstigste Lösung für die Gemeinde hätte darin bestanden, es einfach der Natur zu überlassen und es mit einem Maschendrahtzaun abzusichern" berichtete Rolf Allmendinger. Einen so großen verwilderten Weinberg direkt am Ortseingang in der bekannten Lage "Roßwager Halde" galt es zu verhindern.
Ein Projekt dieser Größenordnung konnte nur gemeinsam gestemmt werden. Der Heimatverein Roßwag übernahm 2011 die Fläche und organisierte die Instandsetzung der eingestürzten Mauern. 1976m2 Trockenmauern wurden neu aufgebaut. Die Landsiedlung Baden Württemberg finanzierte die Maßnahme über den Verkauf von Ökopunkten für ökologische Ausgleichsmaßnahmen im Rahmen der Ökokontoverordnung. Voraussetzung war, dass die Fläche wieder mit Reben bestockt wird. Die Lembergerland Kellerei übernahm die Rodung und Wiederbepflanzung mit pilzresistenten Rebsorten.
Projekt "Wengerter für 1 Jahr": ein Erfolgsmodell
Damit begann auch das Projekt "Wengerter für 1 Jahr" mit dem Ziel, auch andere Menschen für die Steillagen zu begeistern und Nachwuchs für die Bewirtschaftung zu finden: Jedermann kann sich an dem Steillagenweinbau-Grundkurs gegen Gebühr anmelden. An jeweils einem Samstag im Monat wird unter fachkundiger Anleitung im Wengert gearbeitet und gezeigt, worauf es ankommt, um einen guten Tropfen zu erzeugen. Zum Abschluss des Kurses erhalten die Teilnehmer Wein aus „ihrem“ Weinberg mit ihrem personalisierten Etikett. Bis heute ist dieser Kurs ein Erfolgsmodell und wird stets gut gebucht.
Menschen für diese wertvolle Kulturlandschaft zu sensibilisieren
Von Ballonfahrten und Genusswanderungen, über Konzerte im Weinberg, 401 Stäffeleslauf oder der Beteiligung am Steillagenkollektiv reicht das Angebotsspektrum der Kellerei, um Interessierten einen neuen Blick auf diesen wichtigen Aspekt unserer Heimat zu vermitteln. "Ganz im liberalen Sinn versucht man in Roßwag gemeinsam mit Kreativität und aus verschiedenen Perspektiven die Menschen für diese in vielerlei Hinsicht wertvolle Kulturlandschaft zu sensibilisieren," erfuhren die Kreisrätinnen und Kreisräte von Allmendinger. Ziel ist keine Museumslandschaft, die mit öffentlichen Mitteln gepflegt werden muss, sondern dass auch Lagen mit diesen besonderen Gegebenheiten eine Zukunftsperspektive haben.
„Das bedarf auch weiterhin der Unterstützung durch die öffentliche Hand und Gesellschaft,“ stellten die Mitglieder der FDP Kreistagsfraktion fest. Weinbau in der Steillage ist Heimatpflege. Da sind wir alle mit in der Verantwortung. Dies kann nur gelingen, wenn die Akteure motiviert sind und mit ihren Produkten auch eine entsprechende Wertschätzung erfahren.